Sprache kann etwas Wunderbares sein ...
Kaum ein Ereignis in der Entwicklung eines Kindes löst bei jungen Eltern so heftige Gefühle aus wie das Plappern der ersten Worte. Die coolsten Mütter drehen durch beim ersten "Mama", sonst so abgebrühte Väter haben Tränen in den Augen, wenn der Sprössling das erste "Papa" stammelt.
Das ist ein schönes Beispiel für die Kraft der Sprache, aber es gibt natürlich noch unendlich viele andere Beispiele: ein gutes Buch, das wir verschlingen, ein Liedtext, der uns bewegt, ein lobendes Wort des Vorgesetzten, das Kompliment an den Ehepartner, ein Versprechen, das wir geben, aber auch schon ein freundliches "Guten Morgen" oder "Entschuldigung, es tut mir leid" kann aus einem schlechten einen guten Tag machen.
Die Fähigkeit, diese Kraft der Sprache (sowohl gesprochene als auch Körper-Sprache) zielgerichtet und erfolgreich einzusetzen, nennen wir "kommunikative Kompetenz".
... aber auch ein Fluch
Leider passiert es aber immer wieder, dass diese Kraft auch in die falsche Richtung wirkt. Nur ein falsches Wort hat schon manche gute Beziehung ins Wanken gebracht. Das Schlimme ist ja: ein Wort, das einmal ausgesprochen ist, kann man nicht wieder zurücknehmen.
Viele Redewendungen bringen zum Ausdruck, wie wichtig gute Kommunikation ist, zum Beispiel diese:
"Da verschlägt es mir die Sprache."
"Die beiden verstehen sich nicht mehr."
"Da fehlen mir die Worte."
Der Grund für "Miss-Verständnisse" liegt oft darin, dass wir nicht gelernt haben, mit allen unseren vier Ohren zu hören. Denn wir haben nicht nur ein Ohr für das, was andere uns sagen, sondern auch je ein Ohr für das, was sie damit über sich sagen, was sie von uns erwarten und wie ihre Beziehung zu uns ist.
Ein klassisches Beispiel (nach Friedemann Schulz von Thun):
Ein Paar im Auto vor der Ampel. Die Frau sitzt am Steuer, und der Mann sagt „Du, die Ampel ist grün!“
Sicher können Sie sich gut vorstellen, dass die Frau verärgert reagiert. Denn Sie" hört" vermutlich nicht nur die reine Sachinformation ("Ampel ist grün"), sondern auch die Aufforderung, etwas zu tun ("Nun fahr doch endlich los"), vielleicht Kritik an ihrer Fahrweise ("Ich an Deiner Stelle wäre schon lange weg") und vermutlich auch die Ungeduld des Mannes ("Ich hab es eilig, und du trödelst hier herum").
Solche "Miss-Verständnisse" lassen sich im besten Falle vermeiden, wenn man sich der 4-Ohren-Problematik bewusst ist und mit Bedacht formuliert. Aber auch wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, also bereits etwas Falsches gesagt wurde und die Stimmung kippt, lohnt es sich, an die vier Ohren zu denken. Denn wir können Kommunikationsfehler auch wieder gut machen, wenn wir die Regeln kennen, gegen die wir verstoßen haben.
In unserem Beispiel könnte also der Mann auf die verärgerte Reaktion seiner Frau ("Fahr ich oder fährst Du?") antworten: "Schatz, ich wollte dich nicht verärgern. Und an deinem Fahrstil ist nichts auszusetzen. (Beziehungs-Ohr !) Aber ich wäre gerne pünktlich zuhause, weil... (Selbstoffenbarungs-Ohr !) Deshalb fahr doch bitte etwas schneller, solange sich die Möglichkeit bietet (Appell-Ohr) und die Ampel noch grün ist." (Sach-Ohr!)
Welche Frau könnte einem solchen Ehemann dann noch böse sein?
Erfolgreiche Kommunikation
... entsteht also nicht durch das, was wir sagen, sondern durch das, was in den vier Ohren unserer Gesprächspartner ankommt !
Aktuelles
Auch im nächsten Jahr biete ich wieder Kurse bei der VHS Bottrop an
www.vhs-bottrop.de